Mord-Express 21
Peter Hiess, Christian Lunzer, Claus Vester (Spr.)
Der Fall Libor Oller
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Postraub im Wienerwald
Bei einem Überfall auf einen Postzug wurden im April 1990 von einer Bande mit professionellem Know-how über 35 Millionen Schilling erbeutet, wobei der Postkursleiter dabei getötet wurde. Es war nicht der einzige Überfall auf Geldtransporte in Österreich dieser gut vorbereiteten Täter, die bis heute unvergessen bleiben.
"Sie kamen wie die Phantome. Maskiert und bewaffnet. Sie sprachen nur zwei Worte - dann fielen die tödlichen Schüsse."
(aus einem Zeitungsbericht)
Der Postkurs 302, eine Art fahrendes Sammelpostamt, hatte am Montag, den 9. April 1990, wie jeden Tag fahrplanmäßig um 15 Uhr 40 den Hauptbahnhof Linz verlassen. Er war an den Regionalzug nach St. Pölten angekuppelt. In jeder der neunzehn Stationen bis zur Endstelle wurden Postsendungen, Briefe, Pakete und Geld übernommen - diesmal besonders viel Geld, denn der zehnte jedes Monats war Fälligkeitstermin für die Steuern von Firmen und Privaten, die meist mittels Zahlschein eingezahlt wurden.
Chef des Postkurses war der neunundvierzigjährige Herbert Filtz, sei mehr als dreißig Jahren bei der Post angestellt, verheiratet und Vater eines dreijährigen Sohnes. Vor der Abfahrt hatte er in Linz noch Geschenke für sein Kind eingekauft. Mit ihm arbeiteten noch drei Beamte im Waggon: der sechsunddreißgjährige Michael Schulner, der zweiundvierzigjährige Heinrich Steininger und der neunundzwanzig Jahre alte Michael Fasel.
Um 19 Uhr 20 hatte der Zug St. Pölten erreicht. Hier wurde der Postwagen von innen verriegelt, da er ab jetzt keine Sendung mehr entgegenzunehmen hatte, und an den Pendlerzug 2053 angehängt, der um 20 Uhr 42 Richtung Wien abfuhr. Die Garnitur bestand aus sieben Waggons; die ersten drei waren für Passagiere bestimmt, dann folgten der Postwaggon und schließlich zwei Güterwagen.
Der zweite Halt nach St. Pölten - zwischen den Ortschaften Kirchstetten und Ollersbach - ist die kleine Personenhaltestelle Schildberg, fahrplanmäßiger Aufenthalt eine Minute. Der Bahnsteig dieser Station ist kaum beleuchtet, nur eine einzige Lampe erhellt das Wartehäuschen. Der Zug muss in einer relativ engen Rechtskurve stehenbleiben. Daher war es weder dem Lokführer noch dem Schaffner (der sich ohnehin nur um die Personenwaggons zu kümmern hatte und niemanden ein- oder aussteigen sah), es war ihnen nicht möglich, die drei dunkelgekleideten Gestalten mit Gesichtsmasken zu erkennen, die sich in einem Gebüsch auf der Böschung versteckt gehalten hatten und jetzt zum Postwaggon traten. Zwei der Männer stellten sich an das Toilettenfenster, und einer half dem anderen mittels "Räuberleiter" hinauf, damit er das Fenster - die einzige ungesicherte Stelle des Wagens - herunterziehen und auf diesem Weg "einsteigen" konnte. Dann ließ er seine beiden Komplizen durch die Tür in den Waggon. Der Zug war mittlerweile angefahren, und die Fahrgeräusche der Lokomotive und der Garnitur überdeckten jeden anderen Laut.
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Hörprobe (2:00) "Postraub im Wienerwald: Der Fall Libor Ollers" aus der Reihe "Mord-Express" Laden des Audioplayers ...
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Downloadmöglichkeiten
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Credits
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Peter Hiess, Jahrgang 1959, ist Journalist, Autor, Übersetzer und nennt sich selbst "Dr. Trash".
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Christian Lunzer wurde 1943 geboren und lebt als Buchhändler und Verleger in Wien. Er war Lehrbeauftrager für Publizistik an der Donau-Universität Krems und hat sich auch als Sachbuchautor einen Namen gemacht.
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Claus Vester sammelte bereits während seines Studiums erste Erfahrungen in der Münchner Theaterszene und bei einem Tourneetheater. Neben seiner Arbeit als Hörbuchsprecher ist er als Synchronsprecher u.a. bekannt als deutsche Stimme von Richard Rycroft (Maester Wolkan) in „Game of Thrones“ und Nicolas in „Monster Island“.
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